Wie verläuft eine homöopathische Behandlung?


Die wichtigste Grundlage der Diagnostik in der Homöopathie ist die Anamnese.

Dabei handelt es sich um ein ausführliches Gespräch zwischen Patienten und Therapeuten, dessen Dauer bei akuten Krankheiten zwischen einer halben und einer ganzen Stunde und bei chronischen Erkrankungen zwischen anderthalb und zweieinhalb Stunden liegt.

Anamnesis bedeutet Wiedererinnerung.

Durch unsere gezielte Befragung soll die gesamte Krankengeschichte „wiedererinnert“ und uns damit als Grundlage für die Arzneimittelfindung zur Verfügung gestellt werden. Die Anamnese ist Bestand­teil fast aller Therapien. Was die Homöopathie dabei von anderen Therapierichtungen unterscheidet, ist die Gründlichkeit der Anamneseerhebung und damit auch der zeitliche Rahmen, den diese einnimmt.
Wir versenden an unsere Patienten im Vorfeld einen Fragebogen, damit sie sich bereits mit den Fragen, die auf sie zukommen, vertraut machen können. Durch das Ausfüllen des Fragebogens kommt bereits ein Prozess der Anamnesis (Wiedererinnerung) in Gang.

Da die Homöopathie eine ganzheitliche Heilmethode ist, muss die Anamnese auch ganzheitlich erfolgen.

Bei chronischen Krankheiten bedeutet dies, dass nicht nur der enge Rahmen der unmittelbaren Krankheit abgefragt wird, die den Patienten zum Homöopathen führt, sondern die Krankheits­geschichte insgesamt. Bei akuten Krankheiten kommen alle Befindensänderungen des Patienten zur Sprache, nicht nur diejenigen, die gewöhnlich der Krankheit zugeordnet werden. Gegenstand der Anamnese sind auch die Lebensumstände des Patienten. Sie interessieren uns insofern, als sie Krankheitsursache sein können. Dabei kommen Fragen nach Beruf, eventuellem Kummer, Leistungs­druck etc. zur Sprache.
An die Anamnese schließt sich gegebenenfalls eine körperliche Untersuchung an (Abhören, Untersuchung des Trommelfells, Inspektion von Hautausschlägen etc.). Klinische Befunde, wie beispielsweise Labordiagnostik, sind für uns ebenfalls von Bedeutung und sollten – sofern sie vorliegen – mitgebracht werden. Weiterhin sind auch alle bereits durchgeführten Therapien und eingenommenen Medikamente von Interesse.

Im Anschluss an die Erstanamnese stellen wir eine Arzneimitteldiagnose.

Homöopathie ist eine individuelle Therapie. Eine Erkrankung ist niemals eine „Krankheit an sich“, sondern immer die individuelle Erkrankung eines Patienten. Und so sind auch die Symptome verschiedener Patienten bei einer in schulmedizinischem Sinne diagnostisch namensgleichen Krank­heit nie vollkommen identisch.
Demzufolge müssen auch die von uns verschriebenen Mittel nicht identisch sein. Gerade das Individuelle, das Besondere der Symptome zeigt die Konstitution des Kranken, die es überhaupt erst ermöglicht hat, dass er gerade an dieser spezifischen Krankheit leidet.

Während eine Patientin mit einer Blasenentzündung also vielleicht Cantharis verschrieben bekommt, ist für eine andere Patientin bei einer Blasenentzündung mit einer anderen Symptomatik Belladonna das infrage kommende Mittel. Belladonna nun wiederum kann für einen dritten Patienten das Heilmittel für eine Gallenkolik sein.
Wenn man die beiden unterschiedlichen, mit Belladonna behandelten Krankengeschichten nun vergleichen würde, so fänden sich ähnliche Symptome – zum Beispiel der plötzliche Fieberanstieg nachmittags, das Verlangen nach absoluter Ruhe, die Geräusch- und Lichtempfindlichkeit, die krampfartigen Schmerzen.
Das sind die wahlanzeigenden Symptome für Belladonna, denen die individuellen Symptome des Patienten entsprechen müssen, damit eine wirkliche Selbstheilung des Patienten angeregt werden kann.

Wenn Sie sich wegen einer chronischen Krankheit wie Heuschnupfen, Schuppenflechte, Neurodermitis, Rheuma etc. behandeln lassen wollen, müssen Sie mit einer längeren Behandlungsdauer rechnen.

In anfänglich kürzeren Abständen (4-6 Wochen), später dann in längeren Abständen (bis zu 12 Wochen) berichten Sie, wie es Ihnen geht und was sich an ihrem Befinden geändert hat.
Die Dauer der Behandlung ist von verschiedenen Faktoren abhängig, etwa davon, ob es sich um eine erworbene oder eine ererbte chronische Krankheit handelt, ob unterdrückende Vorbehandlungen stattgefunden haben oder ob bestimmte Lebensumstände die Heilung erschweren.